Der Verlust an Biodiversität ist neben dem Klimawandel das größte Umweltproblem unserer Zeit. Forscherinnen und Forscher identifizieren die globale Nahrungsmittelproduktion als Hauptverursacher. Könnte die Aquaponik ein Teil der Lösung sein?
Für die Wandertaube war es schon im Jahr 1914 zu spät. Damals starb das letzte Exemplar in einem Zoo in Cincinnati in den USA. Dem Vogel wurden die großflächigen Kahlschläge in seiner nordamerikanischen Heimat und die Jagd zum Verhängnis. Seitdem folgten der Wandertaube unzählige weitere Arten. Täglich sterben etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Dieser massive Verlust an Biodiversität bedroht ganze Ökosysteme und ist neben dem Klimawandel das große Umweltproblem unserer Zeit. Fachleute sprechen vom sechsten großen Artensterben in der Erdgeschichte – verursacht von der Menschheit.
Forscherinnen und Forscher der Vereinten Nationen und der Denkfabrik Chatham House haben nun in einer Studie die globale Nahrungsmittelproduktion als Hauptverursacher von Lebensraumzerstörung und Artenschwund identifiziert. Sie warnen davor, dass ohne einen Wandel in den Anbausystemen das Artensterben weiter voranschreiten wird. Damit ist auch das menschliche Wohlergehen gefährdet, das ebenfalls von intakten Ökosystemen abhängig ist.
Die Autorinnen und Autoren nennen drei wirksame Maßnahmen, wie unsere Nahrungsmittelproduktion umweltfreundlicher werden kann: Die Ernährungsgewohnheiten ändern und weniger Fleisch essen, mehr Land für den Naturschutz reservieren und die Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit umstellen. Dazu müssten Pestizid- und Düngemittelverbrauch drastisch sinken, der Boden nachhaltig bewirtschaftet und die Anbausysteme vielfältiger und effizienter werden.
Die Wissenschaft sucht nach Lösungen für Agrarsysteme der Zukunft, die nachhaltig sind und zugleich verlässlich und sicher Nahrungsmittel produzieren. An der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei entwickelten Forscherinnen und Forscher dafür das Prinzip der „Aquaponik“ . Das System kombiniert Fisch- und Gemüsezucht und ist dabei ressourcen-, wasser- und emissionssparend.